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Transformation im Coaching

Betrachtet man Coaching als ein Prozess der Umformung (Transformare), in dem es im kognitiven und emotionalen Erleben des Coachees zu neuen Selbsterfindungen kommen könnte, ist es von Bedeutung, wie die Coachingergebnisse solide verankert, gesichert und im zukünftig erwünschten Verhalten verfestigt werden. In diesem Blogbeitrag geht es darum, wie die Coachingergebnisse des Coachees zukunftssicher und damit nachhaltig im Alltag des Coachees bestehen können. Die Coachingforschung hat in den vergangenen Jahren den grundsätzlich nachhaltigen Erfolg und die Wirksamkeit von Coaching bestätigt (Ergebnisse der Coachingforschung Böning/Kegel). Was allerdings nicht im Focus der Forschung steht, ist die Wirkungen der Zwischenräume von Coachingsitzung zu Coachingsitzung. Was passiert da eigentlich? Welchen Einfluss haben die Coachingergebnisse auf den Coachee im Geschehen seiner komplexen sozialen Wirkungsräume und dessen Kontextbedingungen? Was von den Coachingzielen hat Bestand, verändert sich oder verschwindet? Welche Themenstellungen kommen neu auf, überspülen die Coachingthemen aus den vergangenen Sitzungen und fordern ganz neue oder alte Verhaltensweisen heraus? Die evidenzbasierten Forschungsansätze konzentrieren sich ausschließlich auf das Geschehen in den Coachingsitzungen. Sie fragen sich ob die Maßnahmen und Interventionen von wissenschaftlich gesichertem Wissen gestützt sind, werden sie regelmäßig wissenschaftlich evaluiert, werden sie im Kreis der Experten kritisch diskutiert und findet ausreichend Weiter- und Fortbildung statt. Wir brauchen diese empirisch überprüften Annahmen und Theorien, um gesichertes Fachwissen systematisch weiterentwickeln zu können. Aber was passiert und wirkt eigentlich zwischen den Sitzungen? Das Phänomen Alltag, und seine „hypnotische“ Wirkungskraft wird in Coachingverläufen oftmals völlig unterschätzt und zu wenig erforscht! Daraus resultiert sich für mich die spannende Frage, welche Bedeutung, Haltbarkeit und Wirkung das Coachingergebnis bis zur nächsten Sitzung entfaltet? Das heißt, wie, wer und was wirkt auf den Coachee ein in seinem Lebensalltag, und wie alltagstauglich stabil sind dabei die Coachingsergebnisse und die daraus resultierenden Zielstellungen? Auf diesem Hintergrund habe ich für meine Coachingsitzungen einen sogenannten Transformationskatalog entwickelt, der einerseits die Ergebnisse aus dem Coaching zusammenfasst, und gleichzeitig die Verläufe und Wirkungen in den Zwischenräumen beleuchtet. Einerseits evaluiere ich meine Arbeit als Coach, überprüfe dabei die Wirksamkeit meiner Interventionen und erfahre andererseits sehr viel über die Wahrnehmungen, Beschreibungen und Bewertungen der Kontextereignisse und deren Bedeutungen für meinen Coachee. Folgender „Fragebogen“ begleitet den Coach und Coachee im Rahmen des Coachings:

 

1. Das Protokoll: Nach jeder Coachingsitzung erstellt der Coachee und der Coach ein Ergebnisprotokoll. Dieses Protokoll wird an der darauffolgenden Sitzung sich gegenseitig vorgelesen. Das ist ein spannendes Ereignis! Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden deutlich? Wie können diese erklärt und genutzt werden für die weitere Arbeit? Wie in einer eine Art Transfersicherung wird in jeder Sitzung sichergestellt, dass man nicht aneinander vorbei interpretiert, sondern die aktuellen Ziele und Anliegen gemeinsam im Blick behält.

Coachee

Datum

Wie erlebte ich die Sitzung?

Wie erlebte ich den Coach?

Was war neu und könnte für mich wie hilfreich sein?

Welches Veränderungsziel will ich verfolgen?


Coach

Datum

Wie erlebte ich die Sitzung?

Wie erlebte ich den Coachee?

Was war neu und hilfreich für den Coachee?

Welches Veränderungsziele haben wir vereinbart?

 

2. Transferprotokoll: Der Coachee hat die Aufgabe ein oder zwei Tage vor dem Coaching seine Erfahrungen seit dem letzten Coachingtermin zu protokolieren. Auch dieses Protokoll wird am Anfang der Sitzung vom Coachee vorgelesen. Nun erfährt der Coach was der Coachee hat umsetzen können und was nicht. Er erfährt wer oder was in der Zwischenzeit welche Bedeutungen und Einflüsse hatte auf die vereinbarten Veränderungsziele. Damit hat er die Chance seine Haltungen, Einstellungen, Interventionen und Methoden so anzupassen, dass deren Ergebnisse eine höhere Wahrscheinlichkeit der Wirkung für den Coachee entfalten können.
 

Datum

Welche Erfahrungen machte ich mit meinen Veränderungszielen?

Was war erfolgreich? Was davon hatte mit mir zu tun? Was mit anderen Personen oder Ereignissen?

Wer hat meine Veränderung bemerkt und hat wie reagiert?

Was war nicht erfolgreich? Was hatte davon mit mir zu tun? Was mit anderen Personen oder Ereignissen? Wer hat meine Veränderung nicht bemerkt und hat wie reagiert?

 

Was hat sich verändert? Welche Frage oder Anliegen ergibt sich daraus fürs kommende Coaching?

 

3. Embodimentprotokoll: Der Begriff überrascht die Coachees. Ich erkläre ihnen im Erstkontakt welche Bedeutung er hat und wie wichtig er für die kommenden Coachings ist. Embodiment beschreibt die Verkörperung im Zusammenspiel von Körper, Leib und Seele. Er beschreibt und steht für verschiedene Phänomene in unserem Erleben, die sich in der Wechselwirkung von Körper und psychischen Prozessen wie Denken, Fühlen und Handeln abspielen. Ich erkläre den Coachees welche positive oder negative Kräfte unsere Gedanken (Gedanken und Wahrnehmungsmuster, Leitkognitionen, Selbstbewertungen…) und unsere Körperhaltungen (Gangmuster, Mimik, emotionstypische Bewegungen…) in unserem Leben spielen, wie der Körper und unsere Emotionen in einer reziproken Beziehung zueinander stehen und einen starken Einfluss auf unser Handeln ausüben. Das alles wird noch entsprechend verstärkt durch Bilder, Symbole, Metaphern und Geschichten, die wir in uns tragen. Im Coaching wird seit Jahren verstärkt mit Embodimenttechniken gearbeitet. Wichtig ist mir, dass der Coachee einen ganzheitlichen Blick auf seine Gedanken, Emotionen, Körpergefühle und Handlungen erlernt. Über diesen achtsamkeitsorientierten Blick hat er eine erhöhte Chance seine Veränderungsziele zu erreichen. Meine Methoden und Interventionen zielen auf die Erhöhung der Selbstwirksamkeit beim Coachee ab und benötigen daher die „Kraft der Bilder, Symbole und Methapern“, um sichere Verankerungen im Zusammenspiel von Körper, Leib und Seele zu ermöglichen.
 

Datum

Konnte ich Veränderungen in meinem Erleben feststellen?

Was war erfolgreich? Was habe ich anderes gedacht, gefühlt und gemacht?

Was war nicht erfolgreich? Was habe ich gedacht, gefühlt und gemacht wie immer?

Was hat sich verändert? Welche Frage oder Anliegen ergibt sich daraus für das kommende Coaching?

 

Fazit: Ich lade den Coachee und den Coach ein, die Zwischenräume der Coachingtermine intensiver zu beleuchten und mit gezielten Fragestellungen zu erforschen. Der Coachingprozess wird damit zu einem alltäglichen Begleiter beim Coachee, der durch eine strukturierte Selbstbeobachtung mehr Selbstregulierung erlernen kann. Der Coach dagegen erfährt einen Mehrwert über sich und seine Arbeit. Zum einen evaluiert der Coach das Geschehen in den Sitzungen, zum anderen erhält er wesentliche Informationen aus dem Wirkungskontext Alltag seines Coachees.

 

Die „Wirklichkeit“ in einem sozialen System (Coach und Coachee) besteht immer aus Beschreibungen, Erklärungen und Bewertungen der Teilnehmer. Diese Informationsquelle sollte genutzt werden!

 

Martin Fahrner u.a. Systemischer Personal und Bussiness Coach ECA